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Menschliche Aufmerksamkeit ist etwas Rührendes, doch wenn jemand die ganze Zeit anruft oder unerwartet vor der Tür steht, kann es einem auf die Nerven gehen. Als ihn Grädel wieder einmal anrief und ihn fragte, ob er vielleicht zu ihm aufs Präsidium kommen könnte, war er nahe daran, ihm zu antworten, er habe jetzt leider keine Zeit. Eine Weile schwieg er, bis Grädel freundlich nachfragte: «Hallo? Sind Sie noch da? – Aber nur wenn es Ihnen nichts ausmacht.» Als Hannes eine halbe Stunde später dort war, entschuldigte Grädel sich, freundlich wie immer: «Ich habe leider Picket und muss im Haus bleiben, deshalb bin ich Ihnen dankbar, dass Sie zu mir kommen.»

Er ging mit ihm eine Treppe hinauf, oben durch einen Gang, dann in ein nüchtern eingerichtetes Zimmer: ein Tisch, zwei Stühle, Wandschrank, Waschbecken mit Spiegel und Handtuch, das war alles. Kein Bild, nicht einmal ein Carigiet, dessen Lithografien in der Schweiz unzählige Büros und Wartezimmer schmücken.

Statt gleich zur Sache zu kommen, plauderte Grädel über Musik, von der er offensichtlich nicht viel verstand; fragte ihn, welche Pianisten er besonders schätze, ob Andras Schiff auch dazugehöre? Nachher kam er mit Fussball, dann mit Politik, was Hannes im Augenblick schon gar nicht interessierte. Er fragte sich, ob der Mann darauf aus war, ihn mit blossem Geplauder fertigzumachen, bis ihm schwindlig würde, ähnlich wie jener Untersuchungsrichter Porphyrij Petrowitsch, der den Raskolnikow buchstäblich zu Tode redete. Einen Augenblick war er leicht ab­wesend, doch als ihm endlich konkrete Fragen gestellt wurden, gab er sich Mühe, klar und sachlich zu antworten. Grädel wartete geduldig, wenn ihm irgendetwas nicht gleich in den Sinn kam. Hannes hatte nichts zu verbergen, nur konnte er sich mit dem besten Willen nicht an jede Lappalie erinnern, was Grädel ohne weiteres verstehen konnte. «Lassen Sie sich ruhig Zeit. Gedächtnislücken, die habe auch ich.» Er lächelte. Fragte zum Beispiel:

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