Читать книгу Hannes. Roman онлайн
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«Privat oder dienstlich?»
«Ach, wissen Sie, das geht bei mir immer ein bisschen ineinander. Ich kann den Beruf nie ganz von mir abstreifen.»
«Sodass jeder, dem Sie begegnen, im Grunde ein Krimineller sein könnte?»
«Nein, das sehen Sie falsch. Aber wenn man es ein Leben lang mit Menschen zu tun hat, entsteht mit der Zeit eine gewisse Neugier, über den Beruf hinaus.»
Es dämmerte bereits, und im Halbdunkel schien sein Gesicht leicht verändert. Endlich stand er auf, sie verliessen das Zimmer. Draussen wieder eine Treppe, ein Gang und nochmals eine Treppe. Grädel begleitete ihn bis zum Ausgang, wo sie sich verabschiedeten. Als Hannes nach ein paar Schritten flüchtig zurückschaute, stand der Mann immer noch in der Tür, winkte kurz mit der Hand.
Auf dem Heimweg erinnerte er sich an jenen Vorfall. Sie waren damals noch halbwüchsig, dreizehn- und vierzehnjährig, sie weilten in Falön in den Ferien, spielten eines Tages am Flussufer. Er zeigte Paolo, wie man flache Steine so über das Wasser werfen konnte, dass sie an den Wellen abprallten und weiterhüpften. Einmal geschah Folgendes: Er stand auf einem abgeschliffenen Steinbrocken, als ihm Paolo plötzlich von hinten einen wuchtigen Stoss versetzte. Er stürzte ins Wasser, wurde ein paar Meter fortgeschwemmt, konnte sich aber wieder aufrichten und ans Ufer steigen. Passiert war nichts, ausser dass er platschnass war, während Paolo laut lachte. Er war masslos wütend, begann Steine nach ihm zu werfen; einer traf ihn am Kopf, Paolo fiel hin und lag dann reglos am Boden. In einer plötzlichen Verwirrung wusste er nicht mehr, was passiert sei, er sah nur Sandbänke und eilende Wellen, während das Rauschen des Flusses immer lauter wurde. Zum Glück erschien jemand, man brachte den Verletzten zu einem Arzt, wo er sich langsam erholte. Eine Zeit lang trug er einen Verband um den Kopf, hatte oft Schwindelanfälle, bis es ihm allmählich besser ging und er das Geschehene wieder vergas.