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«Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn …» Jemand schaufelte Erde in beide Gräber, Frauen warfen Blumen hinein, auch Sonja. Das Stillstehen ermüdete. Übrigens war es zu warm für die Jahreszeit – Mitte April, das war früher noch Vorfrühling, während heutzutage die Hitze immer überfallar­tiger hereinbrach. Wahrscheinlich herrschte Föhn. Man sah bewegtes Gezweig, junges Laub, irgendwo hinter der Mauer blühte ein Kirschbaum. Der Himmel fast dunkelblau.

Er war froh, als man nach der Grabzeremonie den kühlen Kirchenraum betreten konnte. Drinnen tönte Orgelmusik. Als sich die Leute gesetzt hatten, folgte eine Stille. Dann wieder die Stimme des Geistlichen, wieder ein Gebet, hierauf die Trauerrede, von der er mangels Kon­zentration fast nichts mitbekam. Er realisierte höchstens, dass einmal mehr Paulus das passende Stichwort lieferte. Stichworte, dachte er, das war immer etwas vom Wichtigsten. Stichworte waren auch Paolos Stärke gewesen, mit ihnen hatte er oft lebhafte Diskussionen ausgelöst. Bei Paolo ging es überhaupt immer lebhaft zu. Seltsam zu denken, dass er und Franziska jetzt für immer verstummt waren. Während der Pfarrer auf seiner Kanzel redete, dachte er an die beiden Gräber da draussen, beide dicht nebeneinander, sodass sie, falls es eine Totensprache gab, fast miteinander flüstern konnten. Die gute Lille war sogar auf den Gedanken gekommen, sie im selben Grab beizusetzen – ein Vorschlag, den der Vater entrüstet zurückgewiesen hatte; als wäre der Skandal nicht schon gross genug gewesen!

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