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Während wir noch beim Dessert sassen, erschien Philipp, Sonjas Exmann. Sie hatten sich, wie gesagt, scheiden lassen, ohne den Kontakt abzubrechen; wahrscheinlich standen sie einander näher, als sie es in der Ehe gedacht hatten. Von Zeit zu Zeit tauchte er auf, ein bisschen wie ein Hund, den man weggegeben hat und der nachher immer wieder da ist.

Später sassen wir bei Kaffee und Kuchen im Salon. Vater war jetzt gut gelaunt, offenbar gefiel ihm das Fräulein. Auf Lilles Wunsch holte er seine Fotografien, auf denen man ihn mit prominenten Leuten abgebildet sah. Er hatte, wie schon erwähnt, die Begabung, Berühmtheiten ken­nenzulernen, ohne selber eine zu sein. Er korrespondierte mit Künstlern und Schriftstellern, lobte ihre neuesten Werke, gratulierte zu einem Preis. Traten in der Stadt bekannte Interpreten auf, so war er immer der erste, der nach dem Konzert ins Solistenzimmer eilte und Lob spendete – dies mit bestimmten Floskeln, die mir (weil er mich oft mitnahm) von klein auf bekannt waren: «Mein Gott, wie Sie zu Werke gehen! Sie sind ein Rubinstein re­divi­vus!» Zu einem Cellisten: «Sie spielen wie ein Casals re­divivus!» Dieses «redivivus» kam immer wieder. Oder zu einem Sänger, von Ergriffenheit erschlagen: «Grossartig! Mir fehlen die Worte. Ich habe einst noch den unvergesslichen Wunderlich gehört, aber Sie singen mindestens so schön.»

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