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Zum ersten Mal sah ich sie eines Abends bei den Eltern, als ich zum Essen kam. Obwohl etwas verspätet, setzte ich mich im Salon kurz an den Flügel und modulierte ein paar Akkorde, weil ich wusste, dass am Nachmittag der Klavierstimmer dagewesen war. Als ich hierauf das Esszimmer betrat, sass da eine jüngere Frau mit der Familie am Tisch. Wir wurden einander vorgestellt, wobei sie leichthin sagte: «Sie spielen grossartig.»

Ich entschuldigte mich für die Verspätung, worauf mich Vater fragte, warum ich dann, wenn schon verspätet, vorher noch Klavier spiele? Paolo nahm mich in Schutz, ich hätte vermutlich schauen wollen, wie der Flügel jetzt tönt. Und zum Fräulein: «Das ist ein Bösendorfer, schon siebzig Jahre alt und dementsprechend ein bisschen heiser.»

«Ja, heiser», sagte Vater, «aber das nennt man Patina. Davon versteht ihr nichts. So ein Instrument wird immer edler.»

«Da hast du recht, Papa», sagte Paolo, «das ist wie bei alten Herren.»

Ich erinnere mich, dass während der Mahlzeit unter anderem von unserem Bauerngut in Falön, Unterengadin, die Rede war, von unserem Pächter, von Bergbauern und ihrem harten Leben. Sonja fragte sich, ob man dem Mann nicht den Pachtzins erlassen könnte, damit er mit der Familie überhaupt existieren könne und nicht eines Tages davonlaufe; heute müsse man froh sein, einen zuverlässigen Landwirt gefunden zu haben. Paolo erzählte dem Fräulein die Geschichte von Falöns Feuersbrunst, das heisst von jenem Bauernknecht, der mit der Tochter des Meisters verlobt war und dann, als sie ihm untreu wurde, den Verstand verlor, eines Nachts das Haus in Brand steckte und dadurch eine grössere Feuersbrunst auslöste.

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