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Am nächsten Tag kamen die erwarteten Vorwürfe. Es sei nicht gerade vornehm, meinte Vater, sich einfach sang- und klanglos davonzustehlen.

«Ich will aber nicht vornehm sein», sagte ich, «das überlasse ich euch.»

Lille fand es schade, dass ich nicht etwas vorgespielt hatte, zum Beispiel das Regentropfenprélude. Paolo hatte Franziska nach Hause begleitet, wobei sie ihm gesagt hätte, sie fände mich merkwürdig.

«Das ist ihr gutes Recht», sagte ich, «die soll mich finden, wie sie will. Was habe ich mit der Person zu schaffen?»

Ich tat, was ich nicht sollte: Ich suchte sie, vor allem in der Fussgängerzone. Fragte mich dabei, ob ich sie überhaupt wiedererkennen würde. Es war so, dass ich mir ihr Gesicht nicht mehr vorstellen konnte. Und falls wir uns begegneten, was würde ich zu ihr sagen? An einem Kiosk kaufte ich Zigaretten, irgendwo trank ich im Freien Kaffee, die Zeitung lesend. Sie kam nicht.

Kurz vor Mittag betrat ich eine alte, gediegene Buchhandlung, in der ich seit Langem nicht gewesen war, hatte dabei nicht die geringste Absicht, Bücher zu kaufen. Eine Weile stand ich vor dem Tisch mit den Neuer­scheinungen. Es wimmelte von Autoren und Autorinnen, Etablierten und Newcomers, Shoutingstars, die eben von potenten Verlagshäusern lanciert wurden. Poetenschwemme, eine nach wie vor ins Kraut schiessende Belletristik. Nichts gegen Belletristik, sofern sie etwas taugt, aber das meiste, man weiss es, kommt und vergeht. Ich dachte an meine eigene Schriftstellerei, und wie oft in Buchhandlungen überkam mich ein Gefühl der Ohnmacht.

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