Читать книгу Das Bündel Zeit. Erinnerungen an eine Kindheit am Berg онлайн

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Ich nehme die Fäden in meine Hände, manchmal lasse ich sie gehen, bis mir mein Körper ein Signal gibt. Ob das Rot auf dem Stein Blut war oder im Regenwasser vermoderte rote Blütenblätter, dies erfahren wir später.

Was geschieht, wenn da einfach nichts, Leere ist?

Das Kind und der Schnee auf dem Oren

Lieber Vater

Heute war ich wieder einmal auf dem Oren, dort wo Du so gerne warst, dort, wo unser Haus stand, dort wo die Wand war.

Ich weiss nicht, wie lange diese Pläne in Deinem Kopf brodelten, mit dem heimlichen Wissen, dass dies ein wunderschöner Ort ist, mit dem unheimlichen Wissen, dass dies ein Ort des Unheils werden könnte.

Als ich im Hotel unten, im Tal des silbergrauen Flusses, auf die Welt kam, warst Du traurig, dass ich kein Bub war. Ich war das dritte Mädchen.

«Gut so», sagte Mutter, «was willst Du noch mehr, es ist schön, hat alle Glieder, und es ist gesund.»

Damit das Kind dort oben auf dem Berg, in diesem alten Bauernhaus, nicht erfrieren müsse, befahlst Du Mutter, ihre Brüste mit Kampfer einzustreichen, sie einzuschnüren. Dem Kind Kuhmilch mit Wasser, immer von der gleichen Kuh, zu geben und es für ein Jahr bei Deiner Mutter, meiner Grossmutter, im Tal des silbergrauen Flusses zu lassen.

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