Читать книгу Das Raunen des Flusses онлайн

48 страница из 54

Einzig mit einer Besucherin (wir nannten sie Tante Didi) hatte auch sie Mühe, weil die Frau zu viel redete. Sonst eine liebe Person, eine gut aussehende Fünfzigerin mit lebendigem Gesicht und grossen braunen Augen, nur konnte sie einen mit ihrer Redseligkeit fertigmachen. Zuerst, wenn sie erschien, war man von ihr an­getan, sie hatte einen gewissen Charme. Man setzte sich zu Tisch, sie begann zu erzählen, und das konnte sie ausgezeichnet. Nur hörte es nie auf, es ging immer weiter, über die Mahlzeit hinaus, stundenlang, sie redete und redete, schilderte uns Leute, de­nen sie irgendwo in der Welt begegnet war, sie erzählte, was diese Leute ihr erzählt hatten, was ihnen widerfahren war, rüh­rende, lustige oder schreckliche Geschichten. Sie wusste noch alles bis in kleinste Details, hatte leider ein phänomenales Gedächtnis.

Man hoffte umsonst, dass sie gelegentlich alles gesagt hätte, denn der Vorrat war unerschöpflich. Ein lockeres Gespräch gab es nie. Wenn Adrian oder Vater einmal das Wort an sich rissen, um ihren Re­defluss zu stoppen, mimte sie Aufmerksamkeit, lächelte ins Leere, wobei man genau merkte, wie sich hinter ihrer konkaven Stirn eine neue Geschichte bereithielt und dann unweigerlich auch kam. Man war blockiert, ermüdet, und gegen Mitternacht glücklich, ins Bett zu gehen. Doch am nächsten Morgen ging es weiter.

Правообладателям