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Leidenschaften ... Vielleicht sind sie es, die uns über die Dauermühsal des Lebens hinweghelfen. Mein Vater zum Beispiel hätte in Sachen Leidenschaften eine Balzac-Figur sein können. Auch Mutter waren sie nicht fremd, im Gegenteil. Zum Beispiel eben das Zeitungslesen, das Briefeschreiben, das Kuchenbacken, die Haustiere. Dann vor allem Pilze und Beeren. Preisel- und Heidelbeeren gab es in höher gelegenen Regionen, Himbeeren, Hagebutten und Holunder auch un­ten im Tal. Sie wusste, wo sie zu finden waren, schweifte dann tagelang durch verlassene Schluchten, an Waldrändern und Geröllhalden ent­lang. Sie dachte an die Beeren, war aber dabei wohl unbewusst von Naturmagie durchdrungen. Oft vergass sie dann, nach Hause zu gehen, liess sich von der Nacht überraschen. Wir warteten mit dem Essen auf sie, man forderte mich auf, ihr entgegenzugehen. Ich wanderte bis zum Dorfausgang, wo die Strassenbeleuchtung aufhörte und sich die Dunkelheit verdichtete. Dort blieb ich stehen, zählte bis hundert, dann bis zweihundert. Je nachdem kam noch ein Bauer vom Feld, ich fragte ihn, ob er meine Mama gesehen hätte; wenn er verneinte, ging ich ein Stück weiter, bis zu einer Weggabelung, wo ich, um sie nicht zu verpassen, Halt machen musste. Ich wartete wieder, begann zu rufen. Wenn ich endlich im Dunkeln ihre Gestalt auftauchen sah, schwand die Beklemmung dahin und ich atmete auf.

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