Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Nicht Antifaschismus war der gemeinsame Nenner, auf dem sich die unterschiedlichen kulturellen Kräfte der Schweiz zusammenfinden sollten – ein solches Konzept hätte eine große Toleranz beinhaltet –, sondern die gesamte Kultur wurde eingeschworen auf einen zugleich diffusen wie engen Begriff des »Schweizerischen«. Gleichzeitig faßte Etter den Begriff der Kultur extrem konservativ: Für Geist und Kultur genüge, so der Bundesrat, der Name Jeremias Gotthelf.

An der »Landi 39« – der Landesausstellung in Zürich – erhielt das Konzept seine mythischen Weihen: Die Fahnen aller Schweizer Gemeinden formten vor der erhabenen Kulisse der Mythen – so heißen zwei Alpengipfel im Kanton Schwyz, die bei klarem Wetter von Zürich aus zu sehen sind – ein symbolisches und jedermann verständliches Dach über alle Schweizer. Wer sich diesem Dach entziehen wollte, geriet in den Ruch, ein unzuverlässiger Bürger zu sein. Kritik an der »Geistigen Landesverteidigung« grenzte an geistigen Landesverrat. So hatte die Schweiz in der Abgrenzung von ausländischen totalitären Ideologien ihre eigene entwickelt: auch sie intolerant, aggressiv und totalitär in vielen Zügen134 .

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