Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Max Frisch stand bei dieser Entwicklung nicht abseits. Hatte er in Jürg Reinhart noch ganz im Trend der zwanziger Jahre den einzelgängerischen, in der Fremde irrenden Selbstsucher thematisiert, so näherte er sich in Antwort aus der Stille dem Gedankengut der »Geistigen Landesverteidigung«. Inmitten des grandiosen einheimischen Alpenpanoramas fand Dr. Leuthold, der ehrgeizige Einzelgänger, dem die Niederungen der Normalität sterbenszuwider sind, zurück zur Gemeinschaft der Biederen und entdeckte die Würde der tätigen Eingliederung in und Unterordnung unter die Gemeinschaft.

Dabei war Frisch nicht einfach ein unpolitischer Mitschwimmer im nationalistischen Mainstream der Zeit, sondern ein engagierter Mitdenker, der, wie der folgende Brief zeigt, recht militant und unzimperlich auftreten konnte.

»Ihre satirischen Zeichnungen erreichen mehr als ein frontistischer Fackelzug«

Am 4. August 1938 schrieb Frisch an Gregor Rabinovitch, der als russischer Jude im Ersten Weltkrieg in die Schweiz emigriert und hier ein prominenter Karikaturist am Nebelspalter geworden war. Während etwa Bosco oder Bütsch, um zwei andere Karikaturisten der Zeitschrift zu nennen, stark von graphisch formalen Ideen ausgingen, orientierte sich Rabinovitch am satirischen und sozialethischen Realismus eines George Grosz und einer Käthe Kollwitz. Seine zeichnerisch bemerkenswerten Blätter, in denen er sowohl außenpolitische wie innerschweizerische Probleme aufs Korn nahm, überschritten oft das Genre der Karikatur in Richtung einer sozial engagierten Kunst. Frischs Brief an Rabinovitch lautet:

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