Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн
33 страница из 119
Das alles ertrug ich einen ganzen Monat», erklärte ich meinen belustigten Freunden. «Ich wanderte durch die Straßen und besuchte die Museen, bis mir übel wurde. Ich saß allein, immer allein, in Café-Restaurants, im Regen und im Wind, und sprach nur mit Kellnern oder Leuten, die mir irgendwas andrehen wollten. Und bei fast allem, was ich kaufte, berechnete man mir zu viel. Kein Franzose beachtete mich. Die Reiseschecks wurden immer weniger und ich immer nervöser. Ich kann Dostojewski nur aus vollem Herzen zustimmen, die Bewohner von Paris sind materialistisch und größenwahnsinnig. Und als ich auf den Wänden ‹Amis raus!› las, war ich bereit, dieses Land zu verlassen, egal wohin und ohne Bedauern!
Eines Morgens lernte ich einen Holländer und seine amerikanische Frau auf der Terrasse einer Brasserie am Boulevard Saint-Michel kennen. Sie saßen am Nebentisch. Ich ließ mir eine dumme Ausrede einfallen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, in dessen Verlauf er folgenden Satz äußerte: ‹Das Leben in Amsterdam ist wunderbar!› Er beschrieb das Hafenviertel und die Grachten, und da er Schriftsteller war, machte er das sehr gut. Er war ein attraktiver junger Mann mit blonden Locken, einem kurzen Bart und wässrigen Augen. Seine Frau war auffallend hübsch – dunkles Haar und große dunkle Augen –, und sie war sich dessen bewusst. Sie stimmte mir zu, dass das Leben in Paris für Ausländer schrecklich sei, und er schwärmte von seiner Heimat. Während sie sprachen, kamen mir sofort Unmengen passender Bilder von Holland in den Sinn.