Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Ich versuchte einzuwenden, dass ich keinen Hunger hatte, weil ich gerade erst gegessen hätte, aber er wollte nichts davon wissen. Ehrlich gesagt, der Anstand des Mannes beeindruckte mich.

Wen interessiert es schon, was ich von den Franzosen hal­te, dachte ich bei mir. Doch ihm schien es offensichtlich sehr wichtig zu sein. Deshalb beschloss ich, mit ihm zu gehen.

Seine Frau war ein blasses, halb verhungertes, schmales Ding mit strähnigem dunkelbraunem Haar und klaren und mutigen Augen. ‹Guten Abend›, sagte sie, nachdem ihr Mann uns miteinander bekannt gemacht hatte. Und als er ihr sagte, dass er mich zum Abendessen eingeladen hatte, war sie auf ihre freundliche Art sofort einverstanden. In diesem Augenblick sah sie erst mich und dann ihren Mann mitfühlend an. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Sie zahlte ihre Limonade, und wir verließen das Bistro. Mit der Metro fuhren wir zu einem Viertel, in dem ich noch nie gewesen war. An einer trostlosen Straße stiegen wir aus und liefen durch eine Gasse nach der anderen. Ich dachte an die Slums, in denen ich zur Welt gekommen war, und auch an die von London und Glasgow. Schließlich traten wir durch einen dunklen Toreingang in einen Korridor, der in einen Hof führte, und von da durch eine Tür in einen weiteren Korridor. Eine trübe gelbe Glühbirne an der Decke erhellte das schäbige Treppenhaus; es stank nach Urin und verschimmeltem Essen. Am Ende des Gangs befand sich ein Müllhaufen. Ratten nagten an leeren Konservendosen, und Kakerlaken krochen durch den feuchten Inhalt der überquellenden Mülltonne.

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