Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Ich erklärte ihm, dass ich meinen Freund besuchen wollte, daran gedacht hatte, mich in München niederzulassen und erstaunt sei, ihn nicht anzutreffen. Ein bitterer Ausdruck flog über Greys Gesicht.

‹Du hast sie wohl nicht mehr alle! Sie haben ihn verjagt. Es ist die Hölle hier!›

‹Was soll das heißen?›

‹Die Leute hier, Mann. Sieh dir das Zimmer an. Es kostet hundertfünfzig Mark im Monat. Zwei Mark extra für ein Bad! Kein fließendes Wasser. Angeblich wird es geheizt, aber da kannst du lange warten, Mann.›

‹Kann man sich nicht bei den amerikanischen Behörden beschweren?›

‹Ha! Denen ist das egal, Mann. Die Vermieterin ist ein Miststück. Und man kann nichts tun. Sie machen uns fertig …›

Allmählich erfuhr ich von Rufus Grey, dass das Leben in München alles andere als angenehm war. Er meinte, die Professoren und Studenten an der Universität seien abweisend, ja sogar feindselig, und dass man in einer fremden Sprache studieren musste, mache alles nur noch schlimmer. Er sagte, sie würden die ganze Zeit angestarrt und ausgelacht, und die meisten Frauen wollten nichts mit ihnen zu tun haben. Seiner Ansicht nach waren die Leute verbittert und nachtragend, wegen des Krieges. ‹Der Nationalsozialismus ist alles andere als tot›, erklärte er.

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