Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Andererseits ist Bierhalle noch stark untertrieben. Der Saal, den ich ahnungslos betreten hatte, war ein Bierstadion! Riesig, mit einem feuchten Betonboden und vielen kleinen Ab­flüssen, durch die verschüttete Flüssigkeiten abfließen konnten. Es stank nach Bier, Urin und Schweiß. Reihen von langen Holztischen zogen sich vom Eingang bis zur hinteren Wand quer durch die Halle. An den Tischen saßen auf langen Holzbänken mit dünnen Stahlbeinen unzählige Menschen in allen Größen und Formen, mit unterschiedlich roten Gesichtern und tranken Bier aus riesigen Humpen. Kräftige Kell­nerinnen schleppten mit Krügen voller schäumender brauner Flüssigkeit beladene Tabletts und setzten sie vor Männern und Frauen mit roten Nasen und wässrigen Augen ab, die das Bier dann durstig hinunterstürzten.

Ich ging hinein, setzte mich in den Lärm, winkte eine Kellnerin herbei und sagte: ‹Bier›. Kurz danach stellte sie mir das Glas vor die Nase. Gerade, als ich es zu meinen Lippen führte, setzte sich ein junges, pummeliges Mädchen von vielleicht achtzehn Jahren mit einem frechen Grinsen und einer Zahnlücke (sie sah aus wie aus einem Gemälde von Frans Hals), hinter mich und schob mir ihre plumpe Hand zwischen die Beine. Um ein Haar hätte ich mich übergeben. Sie sagte etwas auf Deutsch, das ich sehr gut verstand, obwohl die einzigen Worte, die ich kannte, Ja, Hamburger und Nein waren. Daher entschied ich mich für Nein, lächelte ihr kurz zu, und sobald sie ihre Hand weggezogen hatte, stand ich auf. Als ich den Saal schließlich verließ, beschloss ich, die Nacht doch lieber nicht in München zu verbringen. Allerdings stellte sich heraus, dass mir am Ende gar nichts anderes übrig blieb, weil der Zug zu einem ungünstigen Zeitpunkt abfahren sollte.

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