Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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‹Ja›, hatte ich immer zu ihm gesagt. ‹Du wirst nach Deutschland gehen und ein großartiger Arzt werden.› Und er antwortete:

‹Und du musst nach Paris gehen und mindestens ein Dostojewski oder Proust werden.› Davon träumten wir damals, als wir in unseren Betten lagen, lange nachdem das Licht ausgegangen war …

Es ist so schade, dachte ich, als ich in eine breite, eintönige Straße einbog, in der nicht ein einziger Baum stand. Unter der sengenden Sonne überkam mich allmählich ein beklemmendes Gefühl. Und als ich unterwegs auf kleine Gruppen von Passanten stieß, dachte ich mit zunehmendem Unbehagen und Bedauern an Amsterdam – aber auch mit Sehnsucht. Dort war es mir besser ergangen. Grey hatte mir geraten, nicht in München zu bleiben, und ich beschloss, seinen Rat zu beherzigen.

Bis zum Stadtzentrum war es ein langer Weg. Die Sonne wurde zunehmend heißer und greller. Ich fragte einen Mann nach dem Weg zum Bahnhof. Er zeigte geradeaus, sagte etwas, was ich nicht verstand, und ging dann weiter. Ich lief in die Richtung, in die sein Finger gezeigt hatte. Nach einer Weile war ich vom Laufen und den deprimierenden Gedanken an meine Freunde so müde, dass ich beschloss, die Nacht in einem Hotel zu verbringen. Als ich mich dem Zentrum näher­te, bekam ich Durst. Ich betrat ein Lokal, das aussah wie ein Café, um bei einem Bier zu verschnaufen. Doch das Café entpuppte sich als Bierhalle.

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