Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Die Universität befand sich in München. Auf dem Weg nach Bern kam ich durch München. Wir könnten uns wiedersehen, dachte ich, und erinnerte mich an die schöne Zeit, die wir auf dem College verbracht hatten. Vielleicht bringt mir ein hübsches Fräulein Deutsch bei. Ich könnte Goethe in seiner eigenen Sprache lesen … Ja! Ich werde in München bleiben, schreiben, studieren, die Kirchen genießen und mich kultivieren lassen …

Er wird überrascht sein, mich zu sehen, sagte ich mir, als der Zug in den Bahnhof einfuhr und ich zum nächsten Taxistand eilte. Es setzte mich an einem düster wirkenden Gebäude ab, anscheinend in einem Vorort der Stadt. Die Mittagssonne schien auf zwei dürre Bäume im Vorgarten. Es war ein warmer Tag, dennoch herrschte im Treppenhaus eine kühle und abweisende Atmosphäre, als ich die Stufen hinaufstieg. Ich hatte das Gefühl, als ginge ich in einen muffigen feuchten Keller hinunter. Es war absolut still. Die Fenster in den Türen der Wohnungen bestanden aus dunkel gefärbtem Glas. Dahinter tauchten gelegentlich Gesichter auf, die mich schweigend ansahen. ‹Wissen Sie vielleicht, wo …?›, begann ich, und schon war das Gesicht wieder verschwunden. Im dritten Stock öffnete sich eine Tür einen Spaltbreit, als ich dar­an vorbeikam, und ich hörte eine Frau lachen. Müde stieg ich weiter zum nächsten Stockwerk hinauf und überprüfte im Vorbeigehen die Namen auf den kupfernen Namensschildern. Schließlich fand ich im obersten Stock den Namen meines Freundes. Ich klingelte und wartete mehrere Minuten. Gerade als ich ein zweites Mal läuten wollte, ging die Tür ein wenig auf, und durch den Spalt blickten mich zwei misstrauische Augen an.

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