Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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«Hi, Wince!» oder «Hal-lo, Winsen!», rief er über den Lärm des Klaviers, den Glanz der kitschigen Lampen, das nervöse Lachen der Bardame mit dem tiefen Ausschnitt hinweg und streckte mir seine klebrige Hand entgegen. «Was gibt’s Neues! Was für eine Überraschung, dich zu sehen!» Er hatte mich also nicht gesehen, als er mich vor knapp zwanzig Minuten beim Verlassen des Sultan Tea Rooms angesprochen hatte! «Was, du bist noch immer in Bern? Ich verstehe nicht, wie du es hier aushältst!»

Mit einem mörderischen Ausdruck in den Augen sah ich zu diesem Herrn auf. Ich sah mit einem mörderischen Ausdruck zu ihm auf, weil an diesem bestimmten Tag eine melan­cholische Stimmung in der Luft lag. Ich hatte gerade eine Absage von einer Zeitschrift erhalten, deren Redakteur mir versichert hatte: «Dass wir Ihre Geschichte ablehnen, sagt nichts über deren Qualität aus, es bedeutet lediglich, dass sie nicht in unsere Zeitschrift passt.» Ich hatte meine letzten sechzig Rappen ausgegeben, um diese kleine Unannehmlichkeit mit einem Bier hinunterzuspülen. Obendrein ging der Sommer zur Neige. Ich hatte es an diesem Tag gespürt, zwischen halb vier und halb fünf, als ich auf dem kleinen Uferweg mit Blick auf den Damm stand, da, wo der Fluss hinter der Bekleidungsfabrik Schild gegenüber der Schwellenmätteli-Sauna und dem Tea Room in einen Kanal übergeht. Dort unten hatte ich mir gewünscht, ich wäre jünger und der Sommer wäre sonniger gewesen. Ich hatte mit den Veränderungen gehadert, die das rote Laub, dann die kahlen Äste, die kalten Winde und der Schnee in mein Leben bringen würden. Was soll aus mir werden?, hatte ich mich gefragt und auf das schäumende eiskalte blaugrüne Wasser hinabgeschaut. Habe ich das Zeug zu einem Schriftsteller? Habe ich den Mut, zu springen? Das Wasser sieht verlockend aus. Wenn es bloß nicht so kalt wäre! …

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