Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Ich wehrte mich.

«Tja, ich bin hergekommen, um den Untergang der europäischen Kultur zu studieren. So einfach ist das!», rief ich ausgelassen und zeigte diskret auf einen mickrigen jungen Mann, der am anderen Ende des Tresens saß. «Hast du so was schon mal gesehen? Ein erwachsener Mann, der sein Bier mit Strohhalm trinkt! … Ich habe gehört, dass die Schweiz eins der primitivsten Länder Europas ist, mit dem niedrigstmöglichen Grad an Kultur und unglaublich dekadent.»

Ich grinste in mich hinein, während er auf seinem Sitz her­umzappelte. Ich mochte ihn nicht, allerdings nicht, weil er so war, wie er war, sondern, weil er sich selbst nicht mochte und mich zwang, die Kleinlichkeit meines Charakters zu offenbaren, die mich dazu brachte, derart hässliche Dinge zu sagen. Aber ich durfte keinesfalls zulassen, dass er mich kampflos besiegte.

«Aber», setzte ich hinzu und dachte, das wird die Stimmung ein wenig aufhellen, «wenn man schreiben will, muss man die eigene Perspektive erweitern und sein Land, sich selbst und seine Landsleute aus einer gewissen Distanz betrachten. Daher könnte man gewissermaßen sagen, ich sei in die Schweiz gekommen, um mir über meine Identität als Amerikaner und Schwarzer in der westlichen Welt klar zu werden.»

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