Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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«Ach, komm, du machst doch bloß Witze!» Er lachte. Es war ein spontanes, nicht beabsichtigtes Lachen. Es enthielt einen Funken von Freude, der auch mich froh stimmte, denn bislang hatte ich nur eine böse Grimasse auf seinem Gesicht gesehen, einen hektischen Ausdruck in seinen Augen (obwohl er ziemlich jung war, höchstens zweiundzwanzig, und ein wirklich hübscher Kerl). Er lachte so, wie er vielleicht als Vierjähriger gelacht haben musste. Mir ging es jetzt auch besser, weil die Unterhaltung eine neue Wende genommen hatte. Meine eigenen Probleme verblassten, als ich daran dachte, dass sich hier eine neue menschliche Beziehung herauskristallisierte. Ein intuitiver Funke schoss mir durch den Kopf, und ich griff nach den Worten, während sie durch das Licht stolperten und dann wieder in den dunkleren Regionen primitiver Gedanken versanken.

«Aber es stimmt doch. Die Schweiz liegt genau in der Mitte von Europa, und Bern ist ihre Hauptstadt. Im Kirchenfeld finden sich Botschaften und Vertretungen aus aller Herren Länder. Man braucht nur an einem x-beliebigen Tag vor dem Bahnhof zu stehen», sagte ich, vielleicht ein bisschen allzu enthusiastisch, «ja, vor dem Bahnhof zu stehen, und wenn sich zwei Kulis auf einem Reisfeld in der oberen Mongolei streiten – vorausgesetzt es gibt überhaupt Reisfelder in der oberen Mongolei –, kann man spüren, wie der Nachhall dieses Streits den Verkehr erschüttert! Und zwei Stunden später, wenn die Zeitungen erscheinen, kann man die Einzelheiten in den Schlagzeilen lesen. Hausfrauen werden aufgefordert, Vorräte anzulegen. Das Rote Kreuz wird in Alarm versetzt. Heftige Schwankungen bringen die Börsenticker durcheinander. Die lokalen Geschäftsaussichten schießen in ungeahnte Höhen oder zittern am Rande eines tiefen Abgrunds.»

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