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Die ersten Tage der neuen Zustände verliefen recht vergnügt und friedlich; die neue Mutter hatte uns mit kleinen Geschenken bedacht, gab recht gute Worte und kochte merklich besser, als wirʼs bisher gewohnt waren. Mit der Aufstellung ihres eigenen Webstuhles pressierte sie zu meiner Beruhigung nicht sehr, sondern bestand darauf, daß sie dem Vater ein wenig bei seinen ländlichen Arbeiten behülflich sein wolle. Solches mußte sie aber erst erlernen und weil der Vater dabei mit jener kleinbäuerlichen Ordnungsliebe zu Werke ging, der es selten jemand nach Wunsch zu treffen vermag, so veranlaßte ihn ihre fleißige Unerfahrenheit zu so viel Bemerkungen, daß die Stimmung der Flitterwochen keine ganz ungetrübte bleiben konnte.

Ich blieb nach wie vor beim Webstuhl; daß ich mir aber nach wie vor meine Zeit mit Lesen versüßen wollte, das führte zum ersten offenen Friedensbruch. Der Mutter fiel auf, wie bedenklich langsam ich vorwärts kam, sie fing also an, wenn sie hereinkam, an meiner Garn- und Tuchwelle zu tasten, fragte, ob das Garn so schlecht sei, daß ich nicht mehr ausrichte, und warf mir dabei ernste Blicke zu. Dann steckte sie es hinter den Vater, daß er mir ans Gewissen rede, und er tat es, doch ohne viel auszurichten. Ich versprach Besserung und hielt mein Versprechen so lange, als jemand beobachtend in unmittelbarer Nähe verweilte; sobald ich mich aber allein wußte, konnte ich der Versuchung zum Lesen nicht widerstehen. Jetzt fing ich an, zu bemerken, wie meiner Bücher tagtäglich weniger wurden, bis in kurzer Zeit sich nicht ein einziges mehr vorfand und ich mich allein an den dünnen Wandkalender halten mußte, den ich denn auch durch und durch studierte.

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