Читать книгу Das Lachen meines Vaters. Geschichten aus der Kindheit онлайн
11 страница из 21
Am liebsten liege ich auf dem Rücksitz. Oder ich lege mein Kinn auf die Lehne des Vordersitzes und fahre. Kuppeln. Schalten. Blinken. Und Gas geben!
Ich fahre viel, viel schneller als mein Onkel.
Wenn ich an Grossmutter denke, sehe ich sie auf einem Stuhl am Fenster sitzen. Der Stuhl steht etwa ein Meter vom Fenster weg, in einem Winkel von 45 Grad. Angegraute Tüllvorhänge hängen vor dem Fenster, zugezogen. Sie sitzt ganz still. Ihre Hände liegen im Schoss, die Fingerspitzen berühren sich leicht. Durch den Vorhang erscheint die Aussenwelt aufgelöst. Ohne Konturen. Entrückt.
Ein Schwarz-Weiss-Foto, das zu lange belichtet worden ist.
Und trotzdem sitzt sie am liebsten am Fenster. Der Stuhl ist das letzte Möbelstück, das man ihr gelassen hat. Elise sitzt. Tagelang. Monatelang.
Sie sieht jetzt schlecht. Sie kann nicht mehr in der kleinen Bibel lesen, einem Lederbuch mit rotem Schnitt, das sie oft in ihren Händen hält.
Sie starrt in die Helligkeit.
Elise glaubte ein Leben lang, dass sie eines Tages ins Helle gehen wird.