Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн

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Siehst du sie?, fragte er und zeigte zur rechten ­hinteren Wand. Tatsächlich entdeckte ich dort, eingerollt die eine, lang gezogen die andere, zwei glänzende Schlangen. Mein großer Bruder schien andächtig. Ich dachte an die Glaswand, hinter der seine Zwillingsschwester als Kind eine Zeit lang gelebt hatte. Aber ich sagte nichts. Ich spürte, ich sollte stehen und staunen, also tat ich so. Jede kriegt pro Tag zwei Mäuse, sagte er nach langer Pause und ohne den Blick von den Tieren zu wenden.

Später wurde japanisches Essen geliefert, es war auserlesen, in der Menge klug dosiert: Der Chauffeur blieb und trug als Kellner geduldig auf, eine solche Home­­delivery war neu für mich. Ich genoss die Sushis und ihre Verwandten, deren Namen ich mir nie merken konnte, ans Schweigen hatte ich mich gewöhnt, es war wohl­tuend.

Nach dem Essen getraute ich mich, nach einem Kaffee zu fragen. Mein Bruder entschuldigte sich, ja natürlich, den bekäme ich, er brachte mir einen Espresso erster Güte.

Dann zog er einen Bildband hervor, der Abbildungen eines weiten Sternenhimmels zeigte, die ein japanischer Fotograf in einer australischen Sternwarte gemacht hatte, vielleicht holte er das Buch, weil der Tessiner Himmel dicht bedeckt war. Der Fotograf hatte die Fotos körnig aufgezogen und signiert, offenbar gab es von dem Buch nur wenige Exemplare, die Sterne schienen wie Gufe­chnöpf in ein dunkles Kissen ge­steckt.

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