Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн

11 страница из 38

Der «Anschluss» Österreichs an das Deutsche Reich mit des Diktators hunderttausendfach fanatisch be­jubeltem Auftritt auf dem Heldenplatz war ein Schock, trotz aller Erfahrung der letzten Monate. Schlimm war nicht Hitler, waren nicht die Nazis, schlimm waren die ehemaligen Mitschüler und Nachbarn, die jetzt alle auftraten, als seien sie Nazis. Oder waren sie es geworden?

Felix streifte durch die Stadt, alleine, die Beine lenkten ihn zum Tempel, wie man die Synagoge nannte, ei­nem Ort, wo er sonst selten war. Nur wenige Juden hatten sich versammelt, die Stimmung war gedrückt, sie beteten, geredet wurde kaum. Vater reihte sich ein, blieb eine Weile, ging dann weiter.

Später war er in der Praterstraße bei Annie, seiner Freundin, sie lernte Schneiderin, unten hatten die El­tern einen Schreibwarenladen, der war mit Brettern ge­schützt, aus dem ersten Stock beobachteten die beiden mit Abstand zum Fenster das Treiben der entfesselten Männer in weißen Kniesocken und braunen Hemden.

Dann ging Felix nach Hause. Im Haus Schüttelstraße 27, direkt am Donaukanal, brannte hinter allen Fenstern außer in jenen der beiden jüdischen Familien eine Kerze, so hatten es die Nazis gewünscht, platziert zwischen Vor- und Hauptfenster. Wer mit ihnen einverstan­den war, sollte das deutlich für alle zeigen. Und wer es nicht war: Das wusste man jetzt.

Правообладателям