Читать книгу Ich bin ein Dieb. und andere Kriminalgeschichten онлайн
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«Sie haben ein Messer, Pospischil?», fragte er noch einmal, weil der Kellner schwieg.
«Oh, nur ein Federmesserl, Herr Hofrat», und Pospischil zeigte in einem rührend verlegenen Lächeln seine schadhaften Zähne.
«Zeigen!»
«Bitte schön, bitte gleich …»
Aus der glänzenden schwarzen Hose zog Pospischil ein Messer heraus, lang wie der kleine Finger. Kreibig sah es an, klappte es auf: schartig, verrostet; er zuckte mit den Achseln.
«Sie können gehn, Pospischil.»
«Gehorsamster Diener, Herr Hofrat.» Und Pospischil verschwand ebenso lautlos wie vorher der Geheimpolizist Hochroitzpointner.
Kreibig nahm einen Stuhl, stellte ihn neben das runde Tischchen, auf dem die begonnene Schachpartie stand, stützte das Kinn in die Hände und prüfte die Stellung der Figuren.
Herr Swift hatte also Weiß. Er schien ein Liebhaber alter, erprobter Spielweise zu sein. Kreibig war ein guter Schachtheoretiker. Weiß hatte Königsgambit gespielt, Schwarz hatte es angenommen, wieviel Züge hatten die beiden gemacht? Höchstens zehn. Weiß hatte einen Springer geopfert, hatte also probiert, das uralte Kieseritzky-Gambit zu spielen, aber Schwarz kannte die Erwiderung, scheinbar. Wer hatte nur die Widerlegung erfunden, die Widerlegung dieses Angriffs, der einmal als gut galt? Es war ein Kerl, wie hieß er nur? Süßkind? Nein. Schokoladentorte? Dummes Zeug! Ein bekannter Meister, ein Schachmeister aus dem vorigen Jahrhundert. Wen gab es da? Anderssen? Nein. Morphy? Nein. Pilger? Das war ein Theoretiker …