Читать книгу Spurlos. Andrea Stamms zweiter Fall онлайн

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«Meine Einladung zu Kaffee und Kuchen steht.»

Während er durch den Korridor schritt, dachte er an Anita und den Mann aus dem Dorf. Sehnsucht nach jenen Bergen ergriff ihn, nach jenen Felswänden über weissen Schuttströmen, doch er war nicht sicher, ob er je wieder klettern konnte. Seit Israel hatte er keinen Fels mehr berührt. Er fuhr mit dem Lift in den obersten Stock des Neubaus, trat auf einen Balkon, auf dem ein Wagen mit Putzkübeln, Besen und Schrubbern stand. Der Regen hatte nachgelassen, die Berge im Süden waren verhangen. An die Mauer gelehnt, steckte er sich eine Zigarette an. Dann trat er an die Brüstung, sah in die Tiefe, meinte, der Boden unter seinen Füssen beginne zu schwanken wie damals über dem Wadi am Toten Meer. Er klammerte sich ans Geländer, die Zigarette fiel in die Tiefe und verglühte im Wind.

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In der Kletterhütte deponierte Andrea Bohrhaken, Briden und das Werkzeug für den Klettersteig, machte Feuer im Herd für einen Kaffee. Sie blätterte durchs Hüttenbuch, stellte fest, dass sie die erste Besucherin im Jahr war. Die Hütte wurde kaum noch benutzt, die Solaranlage funktionierte nicht mehr. Die Bergführer von Pratt fuhren ihre Gäste mit einem Kleinbus am Morgen vor einer Tour auf die Alp, Hüttenromantik war nicht gefragt. Die Kletterfreaks übernachteten im Zelt oder im Freien. Küche und Schlafraum waren vergammelt, die Wolldecken zerwühlt, schmutziges Geschirr stand in der Spüle. Am Boden lagen Erdstücke aus Profilsohlen wie ausgestochenes Weihnachtsgebäck. Wahrscheinlich hatten Leute übernachtet, ohne die Taxe zu bezahlen.

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