Читать книгу All das hier. Roman онлайн

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Ich wollte aufstehen. Ich wollte sie nochmals umarmen, ihre Haut berühren. Ihr einen Kuss geben, einen richtigen dieses Mal. Nicht wie vorhin, als ich hereingekommen war und sie bereits an diesem Tisch saß und alles nur aus Gewohnheit war, weiter nichts. Ich sah mich um, es war ein normales Café voller Leute, die einander gegenübersaßen und sich nicht rührten. Sie standen nicht auf und küssten sich nicht und nahmen sich auch nicht in den Arm. Ich blieb sitzen.

«Aber du solltest gehen», sagte sie dann. «Nach Zürich.» Sie sah mich an, versuchte zu lächeln. «Also, wenn du möchtest.»

Ich nickte, wusste nicht, was ich sagen sollte. Dann wieder Stille, wir sahen beide zur Seite. Ich las die Überschrift eines Zeitungsartikels an der Wand: «Werther-Effekt – Selbstmordwelle erschüttert das Land.» Ich schaute genauer hin und sah, dass der Artikel schon einige Jahre alt war.

«Was ist denn?», sagte Anna und kniff die Au­­gen zusammen.

«Nichts», sagte ich. Das Geräusch eines laut aufheulenden Motors drang in das Innere des Cafés. Es hallte lange in meinen Ohren nach. Ein Autounfall, eine Sache weniger Sekunden. Man trinkt ein paar Bier und denkt nicht weiter nach. Es ist dunkel, und es regnet. Ein fehlender Blick, ein defektes Fahrlicht, ein falscher Schritt, der einen umbringt. Und man wird zerquetscht, das Auto überrollt einen und schert sich einen Dreck um den, der un­­ter ihm liegt. Es war zum Lachen, nichts als ein schlechter Witz. Finn hätte wahrscheinlich gelacht, aber ich konnte nicht.

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