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Im Zuchthaus hat Miló alle Zeit, sich zu erinnern. Nicht nur an Anny und die Brücke, wo sie sich verabredeten, im Schilf der Veveyse. Er erinnert sich auch an die Ferien in Fénis, die Wiesen, wo die Weidenröschen blühten, an die Füchse, an die Großmutter beim Heuen und beim Kochen von Polenta mit Käse und peilà, an die Sprüche: «Kuckuck, mein Kuckuck, wie viele Jahre gibst du mir noch zu leben?» Einmal hatte er das Schloss besichtigt, und der heilige Christophorus mit dem Kind auf der Schulter hatte sich ihm eingeprägt, auch er wollte ein Heiliger werden. Tja, die Dinge geschehen, damit man sich später daran erinnern kann, bevor sie der Kuckuck holt …

Die Tage, als er als Maler und Gipser in Genf arbeitete, kommen ihm in den Sinn, die Streifzüge über die Bau­stellen auf der Jagd nach Streikbrechern: Sie verraten die Brüder, wie Judas Jesus Christus verraten hat. Arbeitslose schliefen mal hier, mal dort, in einem Waggon, in einem Keller, in einem Heuschober am Rand der reichen Schweizer Stadt. Vagabunden. In seiner Gruppe gab es viele ritals: So wurden die Italiener genannt. Sie waren in den zwanziger Jahren über den Moncenisio gekommen auf der Flucht vor Mussolini.

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