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Am Samstagnachmittag teilten sich die militanten Gewerkschafter in Gruppen auf und gingen nachsehen, ob der Feierabend eingehalten wurde. Ein Unternehmer weigert sich, den Kollektivvertrag zu unterschreiben? Dann geht man hin und demoliert die Baustelle, reißt alles wieder ein, hoppla! Und wenn der Vermieter einem Arbeitslosen fristlos kündigt und die Gemeinde ihm ein Rattenloch zur Verfügung stellt, geht man hin und demoliert das Rattenloch. Démolissons les taudis stand auf einem Plakat, das auf den Straßen der Stadt aufgetaucht war. Ein Teil der Gewerkschaft war für die direkte Aktion: Ganz einfach, man steht um fünf Uhr morgens auf, geht die Bruchbuden abreißen und schafft so Arbeit für neuen Wohnungsbau. Haben wir nicht das Recht, anständig zu leben? In Genf standen Tausende von Wohnungen leer, doch wer die Miete nicht zahlen konnte, flog raus. Der Gerichtsvollzieher kam mit seiner gelb-roten Schärpe und begann: «Im Namen des Gesetzes …»
Einmal, in der Rue Verte, erfand eine Gruppe von Rabauken ein neues Gesetz, das Gesetz der Jungs von Carouge: Man zieht dem Gerichtsdiener ein Leintuch unter den Achseln durch und hängt ihn wie eine Salami ans Fenster. Und ein andermal sperrten sie die flics in den Keller und brachten die Möbel aus den Wohnungen der Gekündigten weg, um zu verhindern, dass der Gerichtsvollzieher mit der Schärpe kommt und sie pfändet.