Читать книгу Miló. Erzählungen онлайн
27 страница из 54
Er wohnt in der Via de Lostan in einem Reihenhaus bei seinem Onkel Baccio, der als Schmied arbeitet, und nimmt seine Tätigkeit als Anstreicher wieder auf. Doch bald erfasst ihn die Sehnsucht: Was wohl seine Mutter in Vevey macht? Umwickelt sie immer noch poupons in der Fabrik? Ist ihre Arthritis schlimmer geworden? Er hat sie seit mehreren Jahren nicht gesehen und beschließt, sie zu besuchen: Am 29. Juli – wenn der Weizen reift, wie sie beim Barras in den Osterien von Turin sangen – macht er sich auf Ziegenpfaden auf den Weg. Kein Weizen, allerdings. Keine kleinen Mädchen «mit einer Rose in der Hand», sondern Steinhaufen voller Vipern und das plötzliche «Halt! Wer da?» des Schweizer Gendarmen, der auf dem Großen St. Bernhard Dienst tut: Sie nehmen ihn fest, entdecken, dass er aus der Schweiz ausgewiesen wurde, und übergeben ihn dem italienischen Wachtmeister, der sich darum kümmert, ihn «angemessen» zu verhören und zum Sprechen zu bringen, um ihn in Handschellen ins Gefängnis von Aosta zu überführen. Auf dem Fahndungsfoto des Polizeipräsidiums hat der Flüchtling eine geschwollene Nase und verquollene Augen. Sie geben ihm drei Monate und zweitausend Lire Geldstrafe. Doch dann hat Maria Pia von Savoyen die gute Idee, auf die Welt zu kommen, und es gibt eine Amnestie: Der Allmächtige, unendlich Gütige und Gerechte hat die gekrönten Häupter nach seinem Bilde geschaffen, um die Unerwünschten zu begnadigen.