Читать книгу Der Stammbaum. Chronik einer Tessiner Familie онлайн

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Aus den spärlichen und mühsamen Briefen ergibt sich vor allem eine Klage, die im Mund der Auswanderer immer wiederkehrt: die grausamen Bedingungen, welche die Unkenntnis der Landessprache mit sich bringt. «Ich hoffe, es werde gut gehen», berichtet 1777 ein Brief aus Cambrai. Es ist sicher nicht unnütz, ihn wiederzugeben, wenn auch zur Erleichterung des Verständnisses mit einem Minimum an Verbesserungen: «Der ganze Kummer, den ich hier habe, kommt daher, dass wir kein Französisch verstehen. Es ist als seien wir mitten unter (zwei unleserliche Worte), wenn man die Grillen zirpen hört. Da schaut zu, ob ihr versteht, was es heisst. Es ist eben französisch …»

Briefe, die gewöhnlich einen rührenden Schluss haben: «Ich höre auf zu schreiben, aber ich höre nicht auf, euch lieb zu haben.» Und nicht weniger rührend ist der Beginn eines Briefes vom 27. Januar 1772, den die Frau des Francesco Rusconi an den fernen Gatten richtet: «Jesus, Joseph und Maria helft mir beim Schreiben dieses Briefes und auch dem, der ihn lesen wird oder vorlesen hört.» Er besagt: «Mein liebster, von mir sehr geliebter Mann. Mir geht es Gott sei Dank gut. Ich grüsse Euch und Euren Bruder. Ich habe am 26. des Christmonats eine Tochter geboren. Sie ist drei Tage lang am Leben geblieben und ist dann ins Paradies gegangen, zu meinem Leidwesen, denn sie war sehr schön, aber ich bin zufrieden, dass sie ins Paradies ging.» Dann folgt eine ganze Reihe von Grüssen, Mutter, Schwestern, Verwandte und Freunde gesellen sich den Wünschen der Gattin und des Gevatters bei, der, mit der Feder besser vertraut, diesen Brief aufgesetzt hat.

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