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Die alte Teresa stand mit den übrigen Dorfbewohnern nicht auf bestem Fuß. Sie lebte für sich in ihrer kleinen Wohnung oben im Palazzo, den die Sciori aus der Stadt der Erb-Familie abgekauft hatten. Sie ging zu niemandem und ließ selten einen Menschen zu sich kommen. «Es ist besser, man bleibt allein», sagte die Teresa. Sie fand die Dorfbewohner dumm und faul und spottete gerne über sie. Auch in die Kirche ging sie kaum. Wozu? Was sollte ein so junger Mann wie der Herr Pfarrer einer so alten Frau wie die Teresa Wichtiges sagen können? Das Abendmahl? «Ach», sagte sie etwa, und zeigte mit ihrem Daumen gegen den Mund, «man kommt auch aus ohne den Bissen.» Es ist klar, dass die Dorfleute sie nicht liebten. Die Alte war ihnen ein Ärgernis. Dieser Hochmut! Und manch einer versuchte die Teresa zu plagen oder ihr bei Gelegenheit und im Geheimen einen Streich zu spielen.

Ein solcher Streich war das wohl, musste die Teresa denken. Sie ging aufgeregt hin und her, die Hand an der Nase zum Schutz, und äugte herum. Da entdeckte sie noch mehrere Anlagen tiefer unten, wo sie gestern das Heu hatte liegen lassen, weil es noch nicht ganz dürr war. Im Nu war ihr klar: Das Heu und die ganze mühsame Arbeit um das Heu waren verloren. Ihr Zorn wurde ­heftiger. Sie schimpfte und wetterte. Dann kehrte sie entschlossen um und rannte ins Dorf hinauf, um dem Segretario zu melden, was ihr angetan worden sei.

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