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Es hatten sich der aufgeregten Alten Neugierige und Schadenfreudige beigesellt, die wussten, dass sie auf ihre Rechnung kommen würden; denn, ob nun der Täter entdeckt und, wie die Teresa androhte, bestraft würde: Es wäre schön. Oder ob die Teresa un­verrichteter Sache und ungesühnt ihren Zorn werde schlucken müssen: Es wäre auch schön. In beiden Fällen konnte man sich nur freuen. Und dann war die Expedition selbst schon ein seltenes Vergnügen.

Es wurde nichts entdeckt. Alle Kessel waren noch voll, und die alte Teresa zog stumm zurück durch das ganze Dorf, den Hut wie einen Heiligenschein im Nacken. Mit langen Schritten ließ sie die anderen hinter sich. Drunten am Hang raffte sie den unverdorbenen Rest ihres Heues zusammen. «Die Halunken, die Verbrecher», stöhnte sie und trug ihre Hotte, die doppelt so hoch war wie die gebückte kleine Frau, vor den Heustock, wo sie das Heu ausbreitete. Hier sollte es fertig trocknen, da es drunten auf der Wiese nicht mehr sicher war. Dann machte sie sich zurecht auf die Alp zu steigen, um nach ihrer einzigen Kuh zu schauen. Verbohrt in ihren Zorn stieg sie den steinigen, steilen Weg zu ihrem Ställchen hinauf und merkte nicht, wie die Sonne, die in­zwischen schon hoch am Himmel stand und heiß ins Tal schien, sie unbarmherzig röstete. Denn ihr Zorn brannte heißer als die Sonne.

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