Читать книгу Fern von hier. Sämtliche Erzählungen онлайн

15 страница из 163

Helen atmet mit geöffneten Lippen; ihre Füße sind immer kalt. Sie isst sehr viel, häuft Berge von Esswaren um sich und in sich. Sie ist eine Abtrünnige, sie versteht die andern dort draußen – auch Wendelin – nicht. Sie will nichts wissen von Schlüsseln, mit denen man an Türschlössern manipuliert, um endlich die Tür aufstoßen zu können, die den Weg versperrt hat, der wegführt. Alle wollen weg, alle gehen weg – sie bleibt. Sie hat seit einiger Zeit alle Spuren zugedeckt, alle Wegkreuzungen vergessen. Sie glaubt nur an Ecken; in einer Ecke lässt sie sich nieder, den Rücken geschützt, und kann alle andern Ecken im Auge behalten. Dieses Zimmer ist sechseckig; jeden Tag rettet sie sich in die gleiche Ecke; die Zim­merecken sind Bestandteile ihres Widerstandes.

Autos stehen mit erfrorenem Motor längs der Straßen, und der Januar pumpt kalten Atem ins Zimmer. Die Vorhänge zittern, und Helen glaubt, der Rabe habe den Käse gestohlen, denn nichts Essbares ist mehr zu finden. Sie wird verhungern in ihrer Ecke und erfrieren, aber sie bleibt sitzen, holt keine Wolldecke, füllt keine Wärmeflasche und braut keinen Tee. Eine Stimme verliert sich hinter den sechs Ecken: «Ein Fräulein freut sich im Freuhling …»

Правообладателям