Читать книгу Fern von hier. Sämtliche Erzählungen онлайн

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Nun ist Esther tot, ohne Werner kennengelernt, ohne am Flügel gespielt zu haben, der sich in ihren Sarg und in ihr Denkmal verwandelt hat. Heute Morgen hat Werner die Todes­anzeige in der Zeitung gelesen, während er, am geschlossenen Instrument sitzend, seinen Kaffee trank; ein Unfall hat die junge Pianistin ihren trauernden Angehörigen entrissen. Werner, der über ihr Spiel eine Rezension wie ein Gedicht verfasst hatte – so blumentraurig, so zärtlich und bewegend –, hat man mit keiner Zeile erwähnt; er gehört nicht in den schwarzen Rahmen, in dem die gottergebene Familie sich in der Zeitung ausgestellt hat, grollend, weil sie von der Tochter, Nichte und Enkelin verlassen worden ist. Aber auch Werner ist von Esther im Stich gelassen worden; sie ist davongegangen in eine unüberprüfbare Welt, hat rücksichtslos Kunde gegeben von einer Bedürfnislosigkeit, die Werner zutiefst beleidigt.

Die Nacht hängt ein schwarzes Tuch hinters Fenster, so dass kein Laut mehr hereintritt. Werner streckt sich auf dem Bett aus. Er weiß nun, wie Esther gestorben ist: Es waren Zündschnüre gelegt. Plötzlich stand Esther in Flammen! Sofort versprühte der Himmel seinen Saft, der hart auf Dächer, auf aufgespannte Schirme und in den Fluss sprang, ohne das wilde Feuer löschen zu können, von dem Esther beleckt und aufgefressen wurde, bis nichts mehr von ihr übrigblieb.

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