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Sabel durchquerte den Vorgarten; sie schleppte den Schulsack wie einen Koffer, während andere Kinder ihn am Rücken trugen. Einige Schwalben schnellten schreiend die Straße entlang; ihre Schatten glitten über die Hauswände. Der Vater hatte sie letztes Jahr fotografiert, als sie sich auf dem Draht versammelt hatten; Sabel liebte die Fotos und hatte sie über ihrem Bett aufgehängt, doch die Mutter hatte sie wieder heruntergerissen, zerknüllt und in den Ofen geworfen.

Sabel kam meist zu spät zur Schule, da sie am Morgen nicht aufstehen mochte, sondern durch ihre weißen Wimpern wie durch einen Vorhang das Theater beobachtete, das ihre Geschwister mit viel Geschrei aufführten, indem sie die Kleider durcheinanderwarfen, Wasser spritzten und Milch verschütteten. Die Mutter hatte keine Lust, sich um ihre faule Älteste zu kümmern; selten kriegte Sabel Schläge, meist wurde sie übersehen – sie war ja auch zu still und so bleich, dass sie sich kaum von den weißen Leintüchern abhob und man den Eindruck hatte, es sei in Ordnung, dass sie im Bett blieb. Manchmal zischte die Mutter: «Du bist wie der Vater.» Der Vater aber war um diese Zeit schon zur Arbeit in die Fabrik gefahren. Sabel würde später nicht arbeiten; lieber würde sie verhungern.

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