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Sabel lebte wie in einem Zelt, das immerzu mit neuen Bildern, Szenen und Zeichen bemalt wurde; das Tuch aber wurde kleiner und kleiner geschnitten vom Ticken der Uhr, die im Esszimmer auf der Kommode stand. Bald würde sie das Zelt nicht mehr brauchen, das ihr Horizont war, das ihr die Sicht in die Ebenen, in die Weite jenseits verwehrte, um sie zu schützen. Vorläufig hatte sie noch Bilder und Zeichen nötig, brauchte sie das Mulattenmädchen mit den großen Lippen und den Augen, die so schwarz waren, dass sie ohne Blick zu sein schienen; Sabel stellte sich manchmal vor, das Kind sei blind und sie führe es, läse ihm vor und lasse sich anschreien, weil sie nur mühsam buchstabieren konnte.

Sabel war eine schlechte Schülerin, aber sie war der Meinung, nur sie allein wisse, dass der Schnee am frühen Morgen blau war, dass im Frühling die Äste der Bäume wie mit einer Zuckerlasur bestrichen waren und die Sommerabende als milder, süß duftender Rauch überallhin quollen. Sie liebte den Baum hinter dem Haus; im Herbst stand er auf einem Bein im Regen; seine vielen bunten Flügelchen hatte der Wind davongeblasen und der Baum hatte doch so sehr gehofft, einmal wegfliegen zu können.

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