Читать книгу Nächste Woche, vielleicht. Roman онлайн
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Jetzt diesen Zeitungsausschnitt aus meiner Jugend zu betrachten, kommt mir seltsam vor. Jetzt, da das bedruckte Papier zu meinem Alltagsrauschen geworden ist, höre ich das Schwirren des Vogels, der mir diese Erinnerung bringt. Jeder Flügelschlag ein Tag, der vergeht.
Damals, als ich den fahrenden Künstler heimlich durch die Scheiben des Hôtel de la Couronne beobachtete, lag mein ganzes Leben noch vor mir. Ich beobachtete jenen Cherub mit seiner schlauen Miene und den zerzausten Locken, genau so, wie ein Maler sein muss. Er bewegte den Pinsel auf der Leinwand, und nach und nach nahmen die Gesichtszüge des vor ihm posierenden Monsieur Le Maire Gestalt an. Stolz stand er da, nachdem er den Zylinder an den Kleiderständer gehängt hatte, mit seinem steifen Kragen, die Hände auf den Spazierstock gestützt; und mir war, als spiegelte sich in den Formen, die sich allmählich auf der Leinwand abzeichneten, auch seine Gattin mit dem Schirmchen und dem weißen Pferd.
Auf dem Bild waren Frau und Pferd nicht vorhanden. Aber ich sah sie, weil ich von klein auf seherische Augen hatte. Da, das Gesicht des Bürgermeisters, vornehmer als in Wirklichkeit, faltenlos, da, die Nase, freundlich unter dem Pinsel, nun die Krawatte, die Uhrkette auf der Weste, das Wiehern des Pferdes … Lebensgroß. Für zwanzig Franken wird man schön und unsterblich wie der heilige Georg. Wie Wilhelm Tell, unser Held, den die Republikanhänger an jenem Tag auf den Straßen mit Fanfarenstößen feierten.