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«In den italienischen Städten mussten die Buben vor der Madonna schwören, nichts zu sagen. In Absprache mit den Padroni ließen die Priester sie schwören. In der Kirche. Aber ich wollte nicht Sklave sein, hundsgemeine Welt, und als der Kinderkäufer gekommen ist, bin ich fortgelaufen in den Wald. In unserem Tal gibt es Steinriesen, die vom Berg gefallen sind, weißt du das? Ich habe mich unter einem dieser Felsbrocken versteckt.

Meine Mutter konnte weder lesen noch schreiben, mein Vater war nicht mehr da, mein Bruder hatte sich von einem Anwerber hereinlegen lassen und war nach Australien gegangen. Ich habe da oben immer Madonnen und Gämsen in die Rinde der Kastanienbäume geritzt, dabei habe ich nach und nach gelernt, Figuren zu malen. Vom Kanton Tessin habe ich hundert Franken bekommen und bin drei Monate nach Mailand auf die Kunstakademie im Brera-Palast gegangen. Dann haben die Österreicher uns weggejagt.

Ich bin mit fünfzehn Schornsteinfegerbuben nach Sono­gno zurückgekehrt. Ich habe die Kirche ausgemalt, Verkündigung und Christi Geburt. Ich habe die Dreieinigkeit gemalt, Abraham mit dem Sohn auf den Knien und dem Engel, der ihm die Hand festhält. Kennst du die biblischen Geschichten, kleiner Ministrant? Moses mit der Bronzeschlange, der Evangelist Matthäus, der in ein großes Buch schreibt, und der Engel, der ihm das Tintenfass hält, Lukas mit dem Ochsen. Lauter heilige Sachen, mon gars, Ware, die aus der Werkstatt des lieben Gottes stammt.»

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