Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн
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Zum Abschluss der Feier galt es noch eine Torte zu verzehren, die meine Mutter zu diesem festlichen Anlass gebacken hatte, und dazu viele Kaffees mit Schnaps, bei uns «Cheli» genannt. Der Ätti war an diesem Abend voll in seinem Element, er sass auf der Ofenbank und spielte zwischendurch auf seinem Schwyzerörgeli, während mein Vater ihn mit «Chlefelen», das ist mit zwei Löffeln den Takt schlagen, begleitete. Nun war ich also Christ.
Während die Erwachsenen tranken, lachten und plagierten, sah ich zum Stubenfenster hinaus und bemerkte eine Gruppe Kinder, die unserem Haus gegenüber auf einem Hügel stand und zu uns herüberschaute. Es waren die Bambini der Beffas, einer Italienerfamilie, vier an der Zahl, alle braun und schwarzhaarig und in viel zu grosse Kleider gehüllt, die im Herbstwind um die mageren Körper schlotterten. Sie wohnten im alten Vaterhaus, das dem Ätti gehörte, kaum einen Steinwurf von unserem Haus entfernt, doch ich durfte nicht dorthin und schon gar nicht mit den Kindern spielen. Es waren «Tschinggen», sie sprachen Italienisch, und die Nonna, die bei ihnen wohnte, sei eine Hexe, so sagte man im Dorf. Ich fürchtete mich auch vor ihr, sie sah nämlich genauso aus wie die Hexe von Hänsel und Gretel in meinem Märchenbuch. Man hörte sie oft bis zu uns hinüber kreischen, wenn sie die Kinder schalt.