Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Das war dann eben katholische Religion, das alles erklärte mir meine Mutter. Das hatte auch mit der ewigen Beterei zu tun, beten konnte man nie genug, der ganze Tag war von Gebeten eingeteilt. Da gab es das Morgen­gebet nach dem Aufstehen, dann die Tischgebete vor und nach dem Essen, den Englischen Gruss am Mittag beim Läuten der Glocke, am Freitag um drei, wieder beim Läuten, das Dankgebet: «Wir danken dir, Herr Jesus Christ, dass du für uns gestorben bist, oh lass dein Blut und deine Pein an uns doch nicht verloren sein, Amen.» Vor dem Schlafengehen das Abendgebet, manchmal sogar ein Rosenkranz als Abschluss des Tagwerks, wobei man aber nicht einschlafen durfte. Mein häufigstes Kinderabendgebet ist mir sogar heute noch geläufig, es hatte folgenden Wortlaut: «Heiliger Schutzengel mein, lass mich dir empfohlen sein. Tag und Nacht, ich bitte dich, schütz, regier und leite mich. Hilf mir leben, gut und fromm, dass ich zu dir in den Himmel komm.»

Um in den Himmel zu kommen, musste man katholisch sein, scheinbar war das ein Ort, der nur Katholiken vorbehalten war. Dort war alles wunderschön, da wohnte der liebe Gott, umgeben von seinen Engeln, die den ganzen Tag Halleluja sangen und ihn lobpreisten, flankiert von den Heiligen. Was die den ganzen Tag taten, wusste niemand. Gewöhnliche Menschen hatten keinen Draht zum lieben Gott, nur ein Priester hatte da eine direkte Verbindung. Gott sprach nämlich Lateinisch, das konnte unser Kaplan auch. Ich bewunderte ihn dafür, und ich teilte meiner Mutter mit, ich wolle diese Sprache auch lernen.

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