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Juli nahm leere Tassen und Pfandmarken entgegen, schenkte neuen Glühwein aus, scherzte mit ein paar Kunden, füllte Glühwein nach und wandte sich wieder der alten Dame zu, die gerade an ihrem Zimtstern knabberte.

„Sie machen das sehr gut. Auch die Plätzchen.“

„Das ist nicht schwer, Frau Durgan. Wenn man gute Zutaten nimmt und mit Liebe nach alter Tradition verarbeitet, wird das Ergebnis immer schmecken. In diesen Rezepten steckt generationenlange Erfahrung.“

„Man merkt Ihnen die Leidenschaft für das alte Handwerk an“, lobte Frau Durgan. „Wäre Bettys Nachfolge keine Option für Sie? Der Stand ist gewiss lukrativ, wenn er mit einem so schönen Konzept geführt wird.“

Juli schüttelte den Kopf, lächelte aber angesichts des erwartungsvollen Leuchtens in Frau Durgans Augen, die hinter der Brille riesig vergrößert wurden. Sie wusste ja nicht, dass Oma für Sissys letzte Eskapade, als sie betrunken den Ferrari ihres Lovers geschrottet hatte, einen guten Teil des Ersparten geopfert hatte, obwohl die Behandlung einiger ihrer Seniorenleiden nur zum Teil von der Kasse übernommen wurden. Das alles hatte tiefe Löcher in Omas ohnehin nicht vorhandene Polster gerissen und so stand es Spitz auf Knopf, dass der Gerichtsvollzieher demnächst den ganzen Stand pfändete. Die Bank hatte ihnen eine Frist bis zum Jahreswechsels gesetzt, um ein Sanierungskonzept vorzulegen, das Juli beim besten Willen nicht hatte. Doch damit wollte sie Omas Freundin nicht belasten.

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