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Doch seit X auf der Bildfläche erschienen ist, klemmt etwas im Getriebe der Zeit. Außenwelt und Innenwelt haben sich zu einer unsichtbaren Mauer vereint, an der ich mir täglich den Schädel einrenne. Vor lauter Beulen sehe ich aus wie ein genmutierter Klon.
Immer noch stehe ich im Badezimmer und starre auf mein Spiegelbild. Ich kann die Frauen ja verstehen. Würde ich jeden Morgen in dieses Gesicht blicken wollen? Von vorne ist es noch erträglich, von der Seite schon weniger. Zugegeben, die große Nase war schon immer profilprägend. Am schlimmsten hat sich die Ansicht von hinten entwickelt, vor allem aus erhöhter Perspektive: Eine banale Glatze, garniert mit einem Kranz dünner Haare. Der Blick auf dieses Arrangement löst in mir immer tiefe Melancholie aus. Im Grunde müsste ich mich von Frauen nur noch rückwärtsgehend verabschieden, wie früher ein Lakai am Hof des chinesischen Kaisers.
Ich klappe den Toilettendeckel hoch und erleichtere meine Blase. Der Druck erzeugt einen geräuschvollen Strahl, dessen Penetranz mir bei anderen auf die Nerven geht. Vor allem nachts, in Hotelzimmern der unteren Preisklasse. In Frankreich waren solche Räume früher besonders hellhörig. Das Geräusch kam dann aus dem Nachbarzimmer, meist gegen vier Uhr früh, nachdem ich bis dahin hinter der dünnen Wand die ungeschminkte Akustik gallischen Paarungsverhaltens ertragen musste. Erstaunlich, was ein Mann und eine Frau mit ihren Körpern anstellen können, nur Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Der Unbekannte »wohnt ihr bei« und das so gründlich wie ausdauernd.