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Was du dem Leser alles antust. Als ob das Leben nicht schon genug wäre.
Genau, als ob das Leben nicht schon genug wäre. Jetzt bin ich zufrieden, fast. Nicht schlecht, dieser Text. Den Argumentationsschleifen des Gegners raffiniert angepasst, stilistische Symbiose oder doch nur syntaktische Arschkriecherei? Vielleicht hätte ich Schriftsteller werden sollen. Wäre ich dann etwas geworden – außer älter?
Ich schicke den Kommentar ab. Dann ein Tritt auf den Fußschalter und der elektronische Knecht verstummt.
Und jetzt? Ich gehe vor die Tür und blicke in fetzige Wolken, die sich dem Mond entgegenschleudern. Der Wind biegt die Bäume, das Holz ächzt vor sich hin. Auch ich spüre die Müdigkeit in den Knochen, die mich zweiundfünfzig Jahre um die Welt getragen haben. Wie lange werden Sie das noch tun?
Wieder kommt der Gedanke des Abschieds in mir hoch. Ich ahne, dass die Erregung, die man als Jugendlicher gespürt hat, wenn man Dinge zum ersten Mal tat, nun endgültig Vergangenheit geworden ist. Der Versuch sich zu erinnern: Das erste Mal das Geschlecht einer Frau erspüren, den Finger tief in das feuchte Mysterium versenken. Das erste Mal ins Ausland reisen, sich woanders zu Hause fühlen. Was noch? Das erste Auto, der erste Job, die erste eigene Wohnung?