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Als Joachim dieses Mannes ansichtig geworden war, war er ihm automatisch gefolgt. Es blieb sich ja gleich, wohin er ging. Seitdem er erfahren hatte, daß es einen Berliner Vertreter von Bertrands Firma gab und daß dessen Büro in einer der Straßen zwichen dem Alexanderplatz und der Börse etabliert war, trieb es ihn manchmal in diese Gegend, so wie es ihn vordem in die Proletariervorstadt getrieben hatte - und daß er Ruzena nicht mehr dort draußen suchen mußte, war beinahe wie ein Avancement für sie. Aber er kam nicht etwa her, um Bertrand zu treffen; im Gegenteil, er mied die Gegend, wenn er Bertrand in Berlin wußte, und auch an dem Vertreter Bertrands hatte er eigentlich kein Interesse. Es war bloß so seltsam, daß dies hier der Raum sein sollte, in dem man sich das eigentliche Leben Bertrands vorzustellen hatte, und wenn Joachim durch diese Straßen ging, so geschah es nicht nur, daß er die Fronten der Häuser musterte, als wollte er erforschen, welche Büros sich dahinter versteckten, sondern es geschah auch, daß er diesen Zivilisten unter den Hut schaute, al_s wären es Frauen. Darüber wunderte er sich manchmal selbst, denn er wußte ja kaum, daß er in ihren Gesichtern danach forschte, ob dies Lebewesen völlig anderer Art wären und ob sie Eigenschaften aufwiesen, die Bertrand schon von ihnen übernommen hatte, aber noch verborgen hielt. Ja, die Verborgenheit dieser Lebewesen war so groß, daß sie nicht einmal Bärte benötigten, um sich dahinter zu verstecken. Sie zeigten sich ihm sogar ein wenig vertrauter und weniger heuchlerisch, wenn sie Bärte trugen, und dies mochte vielleicht ein Grund sein, warum er dem eiligen dicken Mann nachschlenderte. Plötzlich schien es ihm, als würde der Mann dort vorne sehr sonderbar dem Bilde gleichen, das er sich stets von Bertrands Vertreter gernacht hatte. Vielleicht war es sinnlos, aber als einige Leute den Mann grüßten, freute er sich, daß Bertrands Vertreter solches Ansehen genoß. Er hätte sich schließlich nicht gewundert, wenn ihm Bertrand selber, schauspielerhaft verwandelt, klein und beleibt und vollbärtig entgegengewatschelt wäre: denn wie hätte er sein Äußeres beibehalten sollen, da er in eine andere Welt geglitten war. Und wußte Joachirn auch, daß es ohne Sinn und Ordnung war, was er dachte, so war es dennoch, als hätte das scheinbar verwirrte Netz eine versteckte gute Ordnung: man mußte bloß den Faden erhaschen, den Ruzena an diese Leute band, diese tiefere und sehr geheime Verknüpfung, und vielleicht war ein Ende jenes Fadens in seiner Hand gelegen, damals, als er in Bertrand den richtigen Liebhaber Ruzenas vermutete; aber jetzt war seine Hand leer und es fiel ihm bloß ein, daß Bertrand sich einmal bei ihm entschuldigt hatte, weil er den Abend mit Geschäftsfreunden verbringen mußte, und Joachirn konnte den Gedanken nicht mehr loswerden, daß dieser Mann jener Geschäftsfreund gewesen sei. Wahrscheinlich sind die beiden miteinander im Jägerkasino gesessen, und der Mann hat Ruzena fünfzig Mark zugesteckt.

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