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Bertrand stattete ihm einen Kondolenzbesuch ab und Joachim war sich wieder einmal nicht klar, ob dies als nett oder als zudringlich zu werten sei; man konnte es so oder so auffassen. Bertrand entsann sich Helmuths, der manchmal, aber selten genug, nach Culm gekommen war, und das war immerhin ein erstaunliches Gedächtnis: »Ja, er war ein blonder, stiller Junge, sehr verschlossen... ich glaube, daß er uns beneidet hat... er dürfte sich auch später nicht viel verändert haben... übrigens war er Ihnen ähnlich.« Das war nun wieder etwas zu vertraulich, fast schien es, als wollte Bertrand den Tod Helmuths für sich ausnützen; übrigens war es kein Wunder, daß Bertrand sich aller Begebenheiten seiner einstigen militärischen Karriere so erstaunlich genau entsann: man erinnert sich gerne glänzenderer Zeiten, deren man verlustig geworden ist. Aber Bertrand sprach trotzdem durchaus nicht sentimental, sondern sachlich und ruhig, so daß der Tod des Bruders einen menschlicheren und leichteren Aspekt bekam, irgendwie unter den Händen Bertrands objektiv, zeitlos und versöhnlich wurde. Joachim hatte sich über das Duell seines Bruders eigentlich wenig Gedanken gemacht; alles, was er seit dieser Begebenheit darüber gehört hatte und was in allen Kondolenzen unzählige Male wiederholt wurde, ging in der gleichen Richtung: daß Helmuth von einem unabänderlichen Fatum der Ehrenhaftigkeit, aus dem es kein Entrinnen gab, tragisch erfaßt worden sei. Bertrand dagegen sagte: »Das Merkwürdigste ist es doch, daß man in einer Welt von Maschinen und Eisenbahnen lebt und daß zur nämlichen Zeit, in der die Eisenbahnen fahren und die Fabriken arbeiten, zwei Leute einander gegenüberstehen und schießen.«