Читать книгу Die Schlafwandler онлайн

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Joachim ging hinaus, um Ruzena zu begrüßen und sie auf den Gast vorzubereiten. Sie war sichtlich betroffen, einen Fremden vorzufinden. Aber sie war nett zu Bertrand und Bertrand war nett zu ihr. Joachim empfand die Routine der Freundlichkeit, mit der die beiden einander behandelten, als unangenehm. Man beschloß, daheim zu essen; der Bursche wurde um Schinken und Wein gesandt und Ruzena lief ihm nach: auch Apfelkuchen mit Schlagsahne möge er bringen. Sie war glücklich, daß sie in der Küche wirtschaften und Kartoffelpuffer fabrizieren durfte. Später rief sie Joachim in die Küche hinaus; er meinte erst, daß sie sich bloß in ihrer großen weißen Schürze, den Kochlöffel in der Hand, zeigen wollte, und war sehr bereit, dieses Bild hausfraulicher Lieblichkeit mit großer Rührung aufzunehmen, sie aber lehnte draußen an der Tür und weinte; fast war es ein wenig wie damals: er war, ein kleiner Junge, zu der Mutter in die große Küche gekommen und dort hatte eine der Mägde- vielleicht war ihr von der Mutter eben gekündigt worden -so bitterlich geschluchzt, daß er, hätte er sich nicht geschämt, am liebsten mitgeweint hätte. »Jetzt hast mich nicht mehr lieb«, schluchzte Ruzena an seinem Halse und obwohl sie sich inniger denn je küßten, ließ sie sich nicht beruhigen, »... is aus, weiß es, is aus... «, wiederholte sie, »aber geh hinein jetzt, muß kochen. « Sie trocknete die Tränen, lächelte. Doch ungern ging er zurück und ungern wußte er Bertrand im Zimmer; natürlich war es kindisch von ihr, war es kindisch, zu meinen, daß es Bertrands halber aus wäre, und trotzdem war es richtiger weiblicher Instinkt, ja, richtiger weiblicher Instinkt, man konnte es nicht anders nennen, und Joachim fühlte sich bedrückt. Denn mochte auch Bertrand, zynisch genug, ihn mit den Worten »Sie ist reizend« empfangen und den dankbaren Stolz des Königs Kandaules in ihm erwecken, unerschüttert blieb das Drohende: wenn er nach Stolpin zurückkehren würde, dann war Ruzena verloren und dann müßte es wohl aus sein. Hätte ihm Bertrand wenigstens von der Beschäftigung mit der Landwirtschaft abgeraten! Oder wollte er- und vielleicht gar gegen die eigene Oberzeugung- ihn zu diesem Erwerbszweig drängen, bloß um ihn aus Berlin zu entfernen und um Ruzena, die er vielleicht trotzallem als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtete, für sich zu gewinnen? Das war doch nicht anzunehmen!

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