Читать книгу Die Schlafwandler онлайн

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Ruzena dagegen schien ihre düstere Prophezeiung vergessen zu haben. Sie hatte nach Joachims Hand unter dem Tische gehascht und als er, in panischer Wohlerzogenheit und mit einem Seitenblick auf Bertrand, die Hand in die Öffentlichkeit des hellbeleuchteten Tischtuchs rettete, griff Ruzena nach ihr und streichelte sie; und Joachim, in der Berührung des Besitzes wieder froh geworden, überwand mit kleinem Anlauf seine Scham und behielt ihre Hand in der seinen, so daß es mithin in aller Öffentlichkeit sichtbar wurde, wie sie rechtmäßig zusammengehörten. Und sie taten doch nichts Unrechtes; in der Bibel hieß es doch: wenn ein Bruder stirbt vor dem andern ohne Kinder, so soll sein Weib keinen Fremden nehmen, sondern sein Bruder soll es nehmen. Ja, so ähnlich mußte es heißen und es war absurd, daß er Helmuth mit einer Frau betrügen könnte. Dann aber klopfte Bertrand ans Glas und hielt einen kleinen Toast, und man wußte wieder nicht, ob er es ernst meinte oder ob er spaßte oder ob die wenigen Glas Sekt für ihn schon zuviel gewesen waren, so außerordentlich schwer verständlich war seine Rede, da er von der deutschen Hausfrau sprach, die am reizendsten als Imitation sei, weil ja das Spiel doch die einzige Realität dieses Lebens bleibe, weshalb auch die Kunst stets schöner sei als die Landschaft, ein Kostümfest netter als echte Trachten und das Heim eines deutschen Kriegers erst dann vollkommen werde, wenn es, gewöhnlicher Eindeutigkeit entrückt, durch einen traditionslosen Kaufmann zwar entweiht, durch das lieblichste Böhmermädchen hingegen geweiht worden ist, und darum bitte er die Anwesenden, mit ihm auf das Wohl der schönsten Hausfrau anzustoßen. Ja, das war alles etwas dunkel und hinterhältig und man wußte eben nicht recht, ob mitallden Anspielungen auf die Imitation und die Nachahmung nicht irgendwie die eigenen Gedanken über den Vertreter gemeint waren, aber da Bertrand trotzeines gewissen ironischen Zuges um den Mund nicht aufgehört hatte, Ruzena sehr freundlich anzuschauen, wußte man auch, daß es eine Huldigung für sie gewesen war und daß man sich über all die dunklen Unverständlichkeiten hinwegsetzen durfte, und das Essen endete für sie alle in einer angenehmen Fröhlichkeit und Unbeschwertheit.

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