Читать книгу Die Schlafwandler онлайн

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Ruzena, von dem Burschen gefolgt, kam mit dem großen Tablett herein. Sie hatte die Küchenschürze abgelegt und zwischen den beiden Männern an dem kleinen runden Tische sitzend, spielte sie grande dame, machte singend-stakkatierlen Tonfalles Konversation mit Bertrand, den sie von seinen Reisen erzählen ließ. Die beiden Fenster des Zimmers standen offen und ungeachtet der dunklen Sommernacht dort draußen erinnerte die milde Petroleumlampe über dem Tische an weihnachtlichen Winter und an die Geborgenheit der kleinen Wohnstubenhinterden Geschäftsläden. Wie sonderbar, daß er die Spitzentüchlein hatte vergessen können, die er für Ruzena an jenem Abend in unbestimmter Sehnsucht gekauft hatte. Nun lagen sie noch immer im Schranke und gerne würde er sie Ruzena geben, wenn Bertrand nicht hier wäre und wenn sie nicht so gespannt auf diese Erzählungen horchen würde, von den Baumwollplantagen und den armen Negern, deren Väter noch Sklaven waren, freilich, richtige Sklaven, die man verkaufen konnte. Wie, auch die Mädchen hat man verkauft? Ruzena schauderte und Bertrand lachte, lachte leicht und angenehm: »Üh, Sie müssen keine Angst haben, kleine Sklavin, es geschieht Ihnen nichts!« Warum sagte Bertrand dies? Zielte er darauf hin, Ruzena zu kaufen oder sie geschenkt zu bekommen? Joachim muß an den Gleichklang von Sklaven und Slaven denken und daran, daß alle Neger einander gleichen, so daß man sie kaum auseinanderhalten kann, und es war wieder, als wollte ihn Bertrand in Hirngespinste treiben, ihn erinnern, daß Ruzena von ihrem italienisch-slavischen Bruder nicht zu unterscheiden war! Hatte jener die schwarzen Heerscharen deshalb heraufbeschworen? Aber Bertrand lächelte ihn bloß freundlich an und war blond, so blond fast wie Helmuth, wenn auch ohne Vollbart, und sein Haar war gewellt, allzu gewellt, anstatt straff aufgebürstet; und für einen Augenblick war wieder alles verworren und man wußte nicht, wem Ruzena rechtmäßig zugehörte. Hätte die Kugel ihn getroffen, so wäre Helmuthanseiner Stelle hier und der hätte auch die Kraft gehabt, Elisabeth zu schützen. Ruzena wäre vielleicht für Helmuth zu gering gewesen; dennoch war er selber nichts als der Stellvertreter des Bruders. Joachim graute es, als ihm dies klar wurde, es graute ihm, weil einer durch den andern zu vertreten war, weil Bertrand einen kleinen weichen bärtigen Vertreter hatte, und weil von hier aus sogar des Vaters Ansichten verzeihlich wurden: warum gerade Ruzena, warum gerade er? warum also nicht wirklich Elisabeth? es war alles irgendwie gleichgültig und er begriff die Müdigkeit, die Helmuthin den Tod getrieben hatte. Mochte Ruzena recht haben und ihrer Liebe Ende nahe sein, es war plötzlich alles in eine große Ferne gerückt, in der die Gesichter Ruzenas und Bertrands kaum auseinander zu kennen waren. Gefühlskonvention, hatte Bertrand gesagt.

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