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Der Gedanke an die Hitze verließ ihn auch beim Abendessen nicht: »In Berlin muß es jetzt drückend heiß sein. Joachim schreibt zwar nichts darüber... ja, er schreibt überhaupt so wenig.« Der Pastor sprach von den Anstrengungen des Dienstes. »Was für ein Dienst?« fragte Herr v. Pasenow scharf, so daß der Pastor betreten keine Antwort wußte. Nun, kommentierte Frau v. Pasenow, der Herr Pastor meine eben, daß der Dienst Joachim wenig Muße zum Schreiben lasse, besonders jetzt zur Manöverzeit. »So soll er eben den Dienst lassen«, knurrte Herr v. Pasenow. Dann trank er rasch nacheinander einige Glas Wein und erklärte, daß ihm nun wohler sei; er schenkte dem Pastor ein: »Trinken Sie, Pastor, wenn man trinkt, wird einem warm und wenn man doppelt sieht, ist man weniger einsam.«-» Wer mit Gott ist, ist nie einsam, Herr v. Pasenow«, erwiderte der Pastor, und Herr v. Pasenow empfand die Antwort als Ermahnung und Taktlosigkeit. Hatte er nicht stets Gott gegeben, was Gottes ist und dem Kaiser oder richtiger dem König hat er gegeben, was ihm gebührt: ein Sohn macht Dienst beim König und schreibt nicht und den andern hat Gott zu sich genommen und ringsherum ist es leer und kalt. Ja, der Pastor hatte leicht hochmütig reden; der hatte das Haus voll, zu voll für seine Verhältnisse und jetzt war wieder eines zu erwarten. Da hielt es nicht schwer, mit Gott zu sein; gerne würde er dies dem Pfarrer sagen, aber er durfte es nicht mit ihm verderben, wer blieb ihm denn sonst, wenn keiner mehr zu ihm wollte, außer... da riß der eben sichtbar gewesene Gedanke ab, versteckte sich, und Herr v.Pasenow sagte weich und träumerisch: »Im Kuhstall ist es warm.« Erschrocken schaute Frau v. Pasenow auf ihren Gatten; hatte er den Wein doch zu hastig getrunken? Aber Herr v. Pasenow war aufgestanden und horchte zum Fenster hin; hätte die Lampe nicht bloß den Tisch beleuchtet, so hätte Frau v. Pasenow den erschreckt-wartenden Ausdruck in seinen Zügen sehen müssen, der allerdings verschwand, als im knirschenden Kies die Schritte des Nachtwächters vernehmbar wurden. Herr v. Pasenow ging zum Fenster, beugte sich hinaus und rief »Jürgen «. Und als Jürgens schwerer Tritt vor dem Fenster Halt machte, befahl Herr v. Pasenow auf die Scheuern achtzuhaben, »just zwölf Jahre sind es her, daß uns die große Scheune am Vorwerk in solch warmer Nacht abgebrannt ist«. Und als Jürgen sich befehlsgemäß erinnert und» keine Sorge« gesagt hatte, fügte sich auch für Frau v. Pasenow der Vorfall wieder ins Gewohnte und Unauffällige, so daß sie auch nichts weiter dabei fand, als Herr v. Pasenow sich verabschiedete, um noch einen Brief, der mit der Morgenpost fortgehen sollte, zu schreiben. An der Tür kehrte er nochmals um: »Sagen Sie, Herr Pastor, warum haben wir Kinder? Sie sollten es doch wissen, Sie haben doch Praxis.« Und er entfernte sich rasch und kichernd, aber ein wenig wie ein Hund, der auf drei Beinen läuft.

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